GESUNDHEITSSYSTEM-ASSOZIIERTE
INFEKTIONEN

Potenziell lebensgefährlich, absolut teuer, aber oftmals vermeidbar

Was sind Gesundheitssystem-assoziierte Infektionen?

Diese werden in der Literatur manchmal auch als nosokomiale Infektionen bezeichnet. Darunter versteht man jede Infektion, die erst im Zuge diagnostischer oder therapeutischer Maßnahmen in Gesundheitseinrichtungen auftritt, d.h. erst nach bzw. aufgrund der Behandlung entsteht. Sie kann im Prinzip durch Bakterien, Pilze oder Viren verursacht werden – übrigens auch von der patienteneigenen Hautflora – aber da sie in unmittelbar zeitlichem Zusammenhang mit einer medizinischen Intervention steht, wird sie missverständlich auch als „Krankenhausinfektion“ bezeichnet.

Durch die Gewöhnung an Antibiotika bilden Mikroorganismen allerdings tatsächlich Resistenzmechanismen um sich vor Wirkstoffen zu schützen. Diese „Krankenhauskeime“ stellen jedenfalls eine ernstzunehmende Gesundheitsgefahr dar! Die zunehmende Verbreitung von therapieresistenten Erregern hat zur Folge, dass manche Infektionen nur sehr schwer oder gar nicht mehr behandelt werden können. Als Ursachen werden nicht gelebte Hygienestandards, unzureichende Ressourcen und eine fehlende Compliance gesehen.

131.000

zusätzliche Behandlungstage pro Jahr auf Normalstationen in Österreichs Krankenhäusern

jedes 10.

Bett auf einer Intensivstation ist aktuell mit einem Patienten mit einer nosokomialen Infektion belegt

minus 40%

mögliche Reduktion nosokomialer Infektionen bei verbesserter Händehygiene

nur 1 bis 2 Cent

Kosten für eine Händedesinfektion

Quellen: Österreichische Gesellschaft für Krankenhaushygiene (ÖGKH); Institut für Höhere Studien (IHS)

Infektionen können im Zuge einer Behandlung in Gesundheitseinrichtungen vor allem durch fachlich korrekte Desinfektion und optimierte Hygienemaßnahmen vermieden werden. Dazu gehören:

  • Händehygiene von Personal, Patienten und Besuchern
  • Desinfektion in medizinischen Einrichtungen (Flächen & Equipment)
  • Desinfektion von Haut, Schleimhaut bzw. Wunden der Patienten
  • Einsatz hochwertiger Kathetersysteme
  • Screening von Patienten auf bestimmte Mikroorganismen und Sanierung vor dem Krankenhausaufenthalt

Was muss sich ändern?

Die Leistungen von Hygieneteams müssen transparent erfasst und dargestellt werden.

Verbindliche und bundesweit einheitliche Hygienestandards.

Stärkung der Rolle des Hygienepersonals.

Aufklärung und Einbeziehung der Patienten in den Präventionsprozess.

Die Plattform

Die Plattform „Kampf gegen Krankenhauskeime“ hat es sich zum Ziel gesetzt, das Problem der Gesundheitssystem-assoziierten Infektionen (sowohl im Sinne der Patienten als auch des österreichischen Gesundheitssystems) verstärkt in den gesundheitspolitischen Diskurs einzubringen. Die Mitglieder erheben vier konkrete Forderungen an die Gesundheitspolitik:


1.) Patientenrechte stärken

Aktuell liegt es am Patienten, zu beweisen, dass ein Fehlverhalten vorliegt, aus dem eine Infektion entstanden ist. Eine Änderung zum Gefährdungshaftungstatbestand ist erforderlich. Weiters werden Qualitätsstandards als Schutzgesetze benötigt.

2.) Transparenz-Offensive

Leistungen von Hygieneteams müssen transparent erfasst und dargestellt werden. Zusätzlich müssen Patienten darüber informiert werden, in welcher Einrichtung des Gesundheitswesens sie mit einem niedrigen oder erhöhten Risiko einer nosokomialen Infektion konfrontiert sind.

3.) Verbindlicher Schlüssel für Hygienefachkräfte und qualifiziertes professionelles Personal im Gesundheitsbereich.

Eine verbindliche Vorgabe dafür, pro wie vielen Betten eine Hygienefachkraft (HFK) in einem Krankenhaus arbeiten muss. Außerdem muss dieses Fachpersonal mit entsprechenden Ressourcen und Kompetenzen ausgestattet werden. Ein Curriculum zur Ausbildung von HFKs liegt dem Gesundheitsministerium vor, allerdings fehlt eine entsprechende Bundesverordnung, die eine gesetzeskonforme Ausbildung ermöglicht.

4.) Stärkung der Gesundheitskompetenz der Gesellschaft.

Nicht jede Infektion kann verhindert werden, Prävention beginnt aber durchwegs vor dem Krankenhausaufenthalt und wir müssen heraus aus der Reparaturmedizin. Wir brauchen Menschen, die Prävention leben und auch einfordern. Jeder Einzelne kann dazu beitragen, indem er auf den eigenen Körper achtet und er mit entsprechend weniger Risikofaktoren assoziiert ist.

Mitglieder

Prof. Dr. Ojan Assadian, MSc, DTMH

Ärztlicher Direktor Landesklinikum Wiener Neustadt; Past-President der ÖGKH

Dr. Michaela Wlattnig

Patienten- und Pflegeombudsschaft Steiermark, Sprecherin der ARGE Patient:innen- und Pflegeanwaltschaften

Gerlinde Angerler, BA

Vorstandsmitglied ÖGKH, Hygienefachkraft, Leitung Hygienekompetenzzentrum LABCON medizinische Laboratorien

Dr. Thomas Czypionka

Institut für Höhere Studien (IHS), Head of IHS Health Economics and Health Policy

Mag. Gabriele Jaksch

Präsidentin von MTD-Austria, Vorstandsmitglied der Plattform Patientensicherheit

Dr. Michael M. Wagner

Wiener Gesundheitsverbund, stellvertr. Direktor der Akademie für Fortbildungen und Sonderausbildungen – Bereich PFLEGE

Wie entstehen Krankenhauskeime,
wie können sie vermieden werden?

Hier ein Video dazu vom deutschen Bundesverband Medizintechnologie (BVMed):


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